Zürich schützt nicht vor Arbeitslosigkeit und ich bin mir sicher, dass es sich in keiner Stadt der Welt als Arbeitloser schlechter lebt als hier, wo alle anderen Beschäftigung und genügend Geld haben. Nicht wie in Berlin, wo man quasi unter seinesgleichen wäre, weil fast alle arbeitslos sind oder Freiberufler, die dann trotzdem erst um halb elf aufstehen, den ganzen Tag in Cafés rumhängen und eventuell auch von HartzIV leben. Eigentlich sind der einzige Unterschied die MacBooks. In Zürich rekrutiert sich vermutlich das gesamte Prekariat aus mir und einer Handvoll anderer Verlagsvolontäre von Kleinverlagen. Grund zur Panik gibt es eben doch überall, auch in Zürich.
Es ist ein schwarzer Tag nicht nur für mich und meine Kollegen, sondern für die gesamte deutschsprachige Literaturlandschaft. Die Schließung hat nicht in erster Linie wirtschaftliche Gründe und doch kündet sie als Fanal von einschneidenden Veränderungen in der Verlagswelt. Mir wird klar, dass ich mich auf einem sinkenden Schiff befinde: mein Lebenstraum ist ein Beruf, den es bald nicht mehr geben wird. Melancholie bei 30 Grad.
Dieser Montag endet mit einer Blutlache an der Haltestelle Waffenplatzstraße. Unfälle gibt es überall, auch in der Schweiz, wo alles geordnet und geregelt ist. Dennoch erscheint mir das rote Blut an diesem Abend wie ein wichtiges Zeichen. Nur kann ich es nicht entziffern.
Hi Vera, ist es also tatsächlich DEIN Verlag, wie schon befürchtet. Hm. Wie wirkt sich das nun für dein Volontariat aus?
AntwortenLöschenÜber das Zitat "Melancholie bei 30 Grad" habe ich mich dennoch gefreut... ;-)
Grüße
Andi.