Donnerstag, 9. Juli 2009

Ankommen in Zürich

Es gibt das Gerücht, dass man als DeutscheR in der Schweiz nicht willkommen sei. Als ich zuhause in Berlin stolz verkündete, dass ich nun bald meinen Traumjob in Zürich antreten würde, wurde ich vor zwei Dingen gewarnt: dem Zürcher Wohnungsmarkt und der Ablehnung der Schweizer gegenüber deutschen Immigranten.

Auch in der Presse ist der (angebliche) Deutschenhass der Schweizer immer wieder Thema. „Du bist geduldet, aber nicht willkommen.“, schrieb Ivo Marusczyk in der ZEIT vom 14. Mai 2009 (hier nachlesen). Ein Artikel übrigens, über den sich die Schweizer sehr geärgert haben, zumindest einige, die ich kenne.

Ich bin erst seit einigen Tagen in Zürich und fühle mich hier so willkommen wie es nur geht. Der Staat tut sein Bestes, um es mir einfach zu machen. In Deutschland muss ein (außereuropäischer) Einwanderer zur Ausländerbehörde, er wird von Behörden und Gesellschaft als „Ausländer“ bezeichnet, ein Wort, dem man die Ausgrenzung richtiggehend anhört. In der Schweiz bin ich eine Migrantin, eine Bezeichnung, die mir gefällt. Ein Migrant ist jemand, der in Bewegung ist, der umzieht ("zügelt"), der modern ist und flexibel, wie es der globalisierte Arbeitsmarkt von ihm verlangt. Dass das Wort „Migrant“ zumindest in Deutschland mittlerweile gerne auch mal pejorativ verwendet wird und in dieser Verwendung den „Asylanten“ der 90er Jahre ersetzt hat, ist wiederum eine andere Geschichte.

Als Migrantin muss ich hier jedoch keinesfalls aufs Migrationsamt (das eben nicht Ausländer… heißt), sondern es reicht eine einfache Anmeldung im Kreisbüro. Dafür brauche ich noch nicht einmal einen deutschen Reisepass (den ich im Moment nicht besitze), sondern es genügt ein Personalausweis. Ich muss mich gegenüber der Verwaltung zu keinem Zeitpunkt dafür rechtfertigen hier zu sein und mein Arbeitgeber musste nicht nachweisen, dass er für meinen Job keinen Schweizer gefunden hat. Stattdessen werde ich hier noch mit einer Stadtführung und einem Apero begrüßt.

Ein Deutscher, der die Schweiz rassistisch nennt, war einfach noch nie auf einer deutschen Ausländerbehörde. Aber um Herrn Marusczyk und den anderen Warnern hier nicht Unrecht zu tun, muss auch gesagt werden: es ging ihnen wohl nicht um den institutionellen Rassismus, sondern um die täglichen Begegnungen auf der Straße, beim Bäcker, im Restaurant und bei der Arbeit. Doch auch was das angeht, kann ich nur Positives berichten!

Und von diesen - bis jetzt fast unwirklich schönen - Erlebnissen in Zürich will ich ab jetzt an dieser Stelle erzählen, nicht nur darüber wie herzlich und unvoreingenommen mich die Menschen hier aufgenommen haben, sondern auch über tolle Plätze in Zürich über Skurriles und Merkwürdiges und über alles, was noch so kommen mag. Die Warnung vor dem Zürcher Wohnungsmarkt war übrigens durchaus berechtigt. Dazu bald mehr. ***

2 Kommentare:

  1. cool, kein einziges mal züricher geschrieben!
    die turbointegration kommt gut.

    gruss
    andreas

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  2. Da müssen wir Schweizer direkt rote Ohren kriegen bei all dem Lob:-) Neugierig und freudig erwarte ich Deine weiteren Meldungen.

    Papageno

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